Es mag trivial erscheinen. Doch gerade in der einfachen Erkenntnis “Es gibt Prinzipien” liegt einer der wesentlichen Schlüssel zu einem tiefgehenderen Verständnis der inneren und äußeren Wirklichkeit verborgen. Genau genommen war sogar die Entdeckung dieses einfachen Grundgesetzes der entscheidende Faktor damit führende Denker und Gelehrte in Europa aus der Denkweise des Mittelalters erwachen und die Zeit der Aufklärung einleiten konnten.
Bis zu der Erkenntnis, das nicht nur die innere – seelische – sondern auch die äußere Wirklichkeit stringenten Prinzipien und Gesetzmässigkeiten gehorcht, war den meisten Menschen der Blick auf die wesentlichen Zusammenhänge in der äußeren Wirklichkeit verstellt. Man beschränkte sich auf das Notwendigste und auf das was dem unmittelbaren Broterwerb oder der Lebenserhaltung diente. Doch dann kam mit der Wiederentdeckung der Alchemie auch die Suche nach den Gesetzmäßigkeiten denen die äußere Wirklichkeit gehorcht wieder ins Bewusstsein der Menschen.
Die Alchemie hatte dabei 2 Ziele. Zum einen suchte sie nach dem “Stein der Weisen” – mit dessen Hilfe man unedle Metalle in edle Metalle verwandeln konnte – zum anderen suchten sie nach der Panacea – also dem Allheilmittel, mit dessen Hilfe sich jede Krankheit heilen lässt. Und nach einigen anderen Dingen, die das Bewusstsein der meisten Menschen heute aber weiter übersteigen (wie etwa dem Jungbrunnen oder der Quelle ewigen Lebens).
Die Alchemie wird heute viel zu oft als eine reine Vorläuferin der Wissenschaften dargestellt – sie war aber weit mehr. Denn die Alchemisten strebten nicht nur nach einer rein intellektuellen Erkenntnis der Grundgesetze der Äußeren Wirklichkeit – das heute als Interesse an der Naturwissenschaft mißverstanden wird – sondern nach einem tieferen Verständnis der inneren UND äußeren Wirklichkeit.
Denn anders als der heutigen Wissenschaft war der Alchemie wohl bewusst, dass die innere und äußere Wirklichkeit in einem tiefen und ganzheitlichen Sinne ineinander verschränkt sind. So etwa verstand sich der heute weltberühmte Sir Isaac Newton nicht in erster Linie als Wegbereiter des Rationalismus, sondern als Alchemist und Forscher, der die Prinzipien der inneren und äußeren Wirklichkeit über 30 Jahre lang intensiv studierte. Newton brachte seine heute als wissenschaftlichen Erkenntnisse behandelten Theorien nicht in erster Linie auf rein naturwissenschaftlichem Wege zustande, sondern durch den Rückgriff auf ältere, alchemistische Konzepte – wie etwa die der hellenistischen Metaphysik entnommene Idee des Äthers – die daraufhin auch lange Zeit in der Physik akzeptiert wurde und ihre Anwendung fand.
Eine der wesentlichsten Erkenntnisse, die ein heute lebender Suchender in dieser Hinsicht machen kann, besteht wohl in der simplen Erkenntnis, dass ebenso wie in der Äußeren Wirklichkeit, auch in der inneren – der seelischen Wirklichkeit – Prinzipien existieren, die auf die äußere Wirklichkeit anwendbar sind. Drei der ältesten hermetischen Prinzipien , die wir unmittelbar der tabula smaragdina entnehmen können lautet schlicht:
Wie innen – so außen. Wie oben – so unten. Wie im Großen – so im Kleinen.
(Bild: Darstelung der Tabula Smaragdina – Hamburg 1609)
Mit anderen Worten: Was ich in der inneren Wirklichkeit bildhaft anlege, kann ich auch auf die äußere Wirklichkeit projezieren. Eine Gesetzmäßigkeit, die im Makrokosmos gilt, muß auch – in der einen oder anderen Form – im Mikrokosmos anwendbar sein. Und: Wie die Dinge in der himmlischen Welt sind, so sind sie auch auf Erden.
Heute erlangt die Physik – im Rahmen der als Multiversumstheorie bekannt gewordenen Hypothese – die Erkenntnis zurück, dass neben der für uns wahrnehmbaren äußeren Wirklichkeit noch andere Universen und Welten in gleicher Wirklichkeit existieren können. Diese ist eine These, die in Wahrheit uralt ist. Schon die vedischen Schriften berichten uns von Universen, die als Träume Vishnus in eigenen Realitäten entstehen und parallel zueinander existieren. Und auch im Westen finden sich ähnliche Modelle. Der Philosoph Leibnitz etwa, erfasst in seinen Monaden exakt, dass es eine unendliche Anzahl an nebeneinander existierenden, möglichen Welten geben kann. Er verwirft – aufgrund seines christlichen Weltbildes – diese Idee später aber wieder und meint, obwohl es eine unendliche Anzahl an möglichen Welten geben kann, so würden wir doch dank dem göttlichen Willen in der “besten aller möglichen Welten” leben. Und damit in der einzig realen.
Die Frage bleibt warum dies so sein sollte. Und ob es nicht geradezu kindlich anmutet einem Gott gerade dadurch gefallen zu wollen, das man seine Schöpfung – ohne weitere Kenntnis deren realer Dimension – eben salopp als ‘die beste aller Möglickeiten’ bezeichnet. Denn weder die Unendlichkeit dieses Universums noch die Ewigkeit als Raum jenseits der Zeit – sind uns auf Basis unserer natürlichen Vernunft vollkommen zugänglich und einsichtig. Eine Diskussion hierüber erinnert uns ein wenig an das Verhalten eines Kindes, das voller Stolz verkündet: “Aber mein Papa ist der Beste!” Und es würde uns doch als äußert merkwürdig erscheinen, wenn je ein Kind dies anders sehen würde.
Der Vater mag für sein Kind tatsächlich der Beste sein – denn es ist ja sein Nachkomme – aber dasselbe kann dessen unbeschadet eben auch für das Verhältnis aller anderen Väter zu ihren Kindern gelten. Und Mütter selbstverständlich auch. Genau so können neben unserer Realität, eben auch unendlich viele andere existieren, die für die in ihnen lebenden Menschen ebenso real sind wie für uns unsere.
Was bleibt ist die Erkenntnis: es gibt Prinzipien. Im Innen wie im Außen. Die Mystik ist jene Disziplin, die sich um ein tieferes Verstehen – und die existentielle Erkenntnis – dieser Prinzipien bemüht. Und dadurch heutige naturwissenschaftliche Theorien oft schon Jahrhunderte lang vorweggenommen hat. Was durchaus auf eine einzigartige Effizienz der verwendeten Methode(n) schließen lässt.
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