Die astrologische Bedeutung der Uruz-Rune
Hast auch Du dir schon einmal die Frage gestellt ob denn die Runen nicht auch eine astrologische Bedeutung haben? Und zwar eine, die weit über die Divination, das Runenwerfen oder die Arbeit mit Runenkarten hinausgeht? Diese Frage ist gar nicht so abwegig, wie viele auf den ersten Blick meinen und er verwundert mich, dass im Westen der Zusammenhang zwischen der Erschaffung der Runen und dem astrologischen Wissen nach wie vor so wenig bekannt ist. Man würde ja meinen, dass hier alleine schon durch historische Funde wie Stonehenge und andere lange schon bekannt geworden ist, dass auch unsere keltischen und germanischen Vorfahren den Lauf der Gestirne beobachtet haben – und daraus natürlich ihre eigenen Schlüsse und Ableitungen gezogen haben.
Noch im bekannten Werk der verborgenen Philosophie des Agrippa von Nettesheim erfahren wir, dass heilige Alphabete – wozu natürlich auch die Runen zählen – aus dem Kosmos “irfunden” wurden. Dieses altertümliche Wort meint, dass die alten Eingweihten aus der Beobachtung des Kosmos heilige Formen und Symbole gefunden haben, die mit spezifischen Bedeutungen und Kraftwirkungen verbunden waren.
Wenn wir heute also dahinter kommen wollen, was die alten Eingeweihten uns mit der Uruz-Rune sagen wollten – und was diese in ihrer Wirkungsweise verkörpert – haben wir mehrere Möglichkeiten dazu. Natürlich könnten wir tatsächlich über astronomische Beobachtungen und Rückrechnungen versuchen uns den Sternenhimmel von vor mehreren tausend Jahren anzusehen, um dann zu hoffen, dass wir schon eine Konstellation finden werden, die der Linienführung der Uruz-Rune schon irgendwie ähnlich ist.
Wir können aber auch einfach das astrologische System unserer Vorfahren ernst nehmen und den Runennamen in den Runenkreis projezieren – um uns anzusehen welche Runen denn zusammen den Runennamen URUZ bilden. Es sind dies schlicht die Runen: Uruz, Raidho, Uruz und Algiz / Ehwaz). Dabei gilt die Regel, dass jede Strecke nur einmal zurückgelegt werden darf, und wir für eine Wiederholung einer Strecke (Beispiel: von Uruz zu Raidho und dann wieder zurück zu Uruz) schlicht eine neue Verbindung anlegen müssen.
Wenn wir die oben genannte Strecke zurücklegen, dann erfahren wir, dass die Planetensigill der Uruz-Rune tatsächlich schon optisch der Wunjo-Rune entspricht – und beide Runen daher unter anderem auch mit Manifestation und Wunscherfüllung, aber auch Transformation zu tun haben. Wir entdecken weiter, dass die Uruz-Rune uns von uns selbst weg, über Schwingung und Bewegung (Raidho) zu uns selbst zurück- und dann weit darüber hinaus führt. Uruz hat somit also eine wiederherstellende Funktion, was uns ihre Wirkung in der heilarbeit und als Heilungsrune erklärt. Dann aber führt Uruz uns auch von uns weg, hin zu Algiz – einer Rune die für die Erlangung oder Vergegenwärtigung göttlicher Macht steht. Uruz führt uns also zur Kraft des Ursprungs zurück – und darüber hinaus auch in andere und höhere Welten. Sie hat neben ihrem Manifestationspotential also auch den Charakter uns auf Reisen – sowohl in die unterschiedlichen Dimensionen der Anderswelt, oder der Astralwelt – zu begleiten und ist auch eine Rune des Übergangs.
Aber halt – habe ich dir am Anfang dieses Artikels nicht etwas von der astrologischen Bedeutung der Uruz-Rune erzählt? Astrologie ist doch die Lehre von der Bedeutung der Sterne für unser Leben (oder den Lauf der Dinge) – was hat das nun mit der Betrachtung der Rune im Runenkreis zu tun?
Ganz einfach: die Runen waren neben einem Kraftsymbolsystem, auch ein Intiationssystem und bildeten so das Interpretationsmodell unserer keltischen und germanischen Vorfahren für den Lauf der Zeit – und ihre Beobachtungen im Jahreskreis. Dir wird auffallen, dass das ältere Futhark in diesem Zusammenhang aus exakt 24 Runen besteht. Unser Kalender – der auf der astrologischen beobachtung des Kosmos in der Antike basiert – hat 12 Monate. Dies ist kein Zufall, sondern entspricht dem Weg, den die Erde innerhalb eines Jahres durch die Sternbilder zurücklegt – so dass von der Erde aus immer im Zeitraum von etwa einem Monat eine bestimmte Sternenkonstellation durchwandert wird. Und aus eben dieser Beobachtung leitet sich unser kalendarisches System und die Sternbilder ab.
Da die Runen also 24 Symbole kennen, bilden Sie meiner Erfahrung nach ein ähnliches System ab, in dem immer 2 Runen als jeweils aktiver und passiver Pol eines Monats verstanden werden, die auch den Eigenschaften von Tag und Nacht entsprechen. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass unsere keltischen und germanischen Vorfahren einen Sonnenkalender und einen Mondkalender kannten – und diesen Phänomen im Jahreskreis die Kraftwirkung unterschiedlicher Runenbilder zugesprochen hatten.
Wenn wir einen Schritt weiter gehen und den Schritt vollziehen den Runenkreis mit der Namenssigil der Uruz-Rune in den Tierkreis projezieren wird dir dieser Zusammenhang gleich etwas klarer werden.
(Abbildung: Projektion der Uruz-Runensigil im Tierkreissystem)
Wenn wir diese astrologische Darstellung weiter analysieren, stellen wir fest, dass die Rune Uruz im germanisch-keltischen Denken zunächst einmal der Planetenkraft des Neptun entspricht. Neptun, der in der römischen Mythologie dem griechischen Gott Poseidon entspricht, ist Herrscher des Wassers. Er beherrscht das 12te Haus im Sternbild Fische – und hat somit einen bezug zu den konstruktiven aber auch destruktiven Mächten des Wassers als Urelement. Wenn wir bedenken, dass der menschliche Körper zu einem großen teil aus Wasser besteht, dann ist der Einfluss dieser Planetenkraft auf unser körperliches Wohlergehen also nicht zu unterschätzen.
Folgen wir dem Pfad der Namenssigil der Uruz-Rune, dann kommen wir von der Naptunkraft an eine Position die in der Dynamik der gegensätzlichen Kräfte von Uranus – dem Vater der Erde – und Saturn, dem größten Malificator in der modernen Astrologie, steht. Die Position die die Raidho Rune, die für Bewegung und Dynamik steht hier einnimmt ist allerdings eine Position der Ausgegleichenheit, man könnte also sagen, dass die Rune hier einen Ausgleich zwischen positiven und negativen Kräften bewirkt – ehe uns der Pfad des Runennamens der Uruz-Rune wieder zurück zu Neptun als Urkraft des Wassers führt.
Hier endet der Pfad der Runenkraft durch das kosmische Weltenhaus aber noch nicht, sondern führt uns im nächsten Schritt zur Algiz- oder Elhaz Rune, die für göttliche Macht steht und von ihrer Planetenkraft her zwischen Sonne und Merkur angesiedelt ist. Merkur ist ein Vermittler und die Sonne steht – als Zentralgestirn unseres Sonnensystems – hier für die heilige Urkraft des Lebens selbst.
Die astrologische Bedeutung des Runennamens der Uruz-Rune steht also für die in Ruhe und Bewegung versetzte Kraft des Lebens, die Störungen beseitigt, uns mit unserer erdverbundenen Natur in Einklang bringt und letzten Endes die Kraft des Lebens selbst in unserer jeweiligen Situation zur Anwendung bringt – um aus dem gleichgewicht geratene Systeme wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es verwundert daher auch vom astrologischen Befund der Planetensigil her nicht, dass diese Rune sowohl mit der Heilung als auch der Aktivierung und Manifestation verbunden ist.