Der Auerochs als mit der Uruz Rune assoziiertes Kraftsymbol
Vielleicht hast auch Du schon erfahren, dass jede Rune mit einem spezifischen Krafttier verbunden ist? Im Falle der Uruz-Rune ist dieses Krafttier der Auerochse (das Ur), oder – in mythologisch überhöhter Variante – die Urkuh Auðhumbla, die den Urriesen Ymir nährte.
Der Auerochse war dabei nicht einfach der “europäische Büffel” für den viele ihn halten, sondern ein mächtiges schamanisches Krafttier, das als Einzelgänger im Wald lebte und sowohl von Römern als auch Germanen und Kelten mit Respekt behandelt wurde.
Der Auerochse hatte eine majestätische Erscheinung und verfügte über eine Schulterhöhe von 1 Meter 80. Er konnte bis zu einer Tonne wiegen und war somit einer der größten und mächtigsten Pflanzenfresser (lat.: Herbivoren) die unsere Vorfahren kannten.
Seine primären Eigenschaften waren dabei Kraft und Ruhe – der Auerochse galt also sowohl als ein mächtiges Hilfswesen, das die Körperkraft von Kriegern und Schamanen massiv steigern konnte, er war auch ein Symbol innerer Ausgeglichenheit. Manche Forscher meinen, dass sogar der Charakter des nordisch-germanischen Gottes Thor von den ursprünglich schamanischen beobachtungen des Auerochsen beeinflusst wurden. Thor war einerseits der übermächtige Behüter Midgards, andererseits geriet er als Sohn Woudans (Odins) auch in Raserei, wenn sein Zorn erwachte. Eben dafür stand auch der Auerochse: er war an sich ein gutmütiger Waldbewohner, dessen massive Kraft sich aber gerade bei der Jagd oder wenn das Tier sich bedroht fühlte in eine beinahe urgewaltige Raserei wandeln konnte.
Ein zweiter Aspekt dieser Deutung basiert sicher auf schamanischen Ritualen, die die Ekstase – also die Berauschung – und eine damit einhergehende Trance im Alltagsleben der Ureinwohner des europäischen Kontinents und der britischen Inseln noch unmittelbar erfahren haben. Auch in dieser Trance konnte ein Schamane in einen Zustand der Raserei fallen, in der der übermenschliche Kräfte entwickeln konnte. Die dabei beobachteten Phänomene waren sicher bemerkenswert – und nicht unbedingt für schwache Nervenkostüme geeignet, da sie die unmittelbare Urkraft in einem naturmagischen Kontext heraufbeschwören konnten – sowohl zum Nutzen für den eigenen Stammesverbund, als auch zum Schaden für Gegner und Feinde.
In unserer physischen Weltwirklichkeit – und erst recht gilt dies im magisch-mystischen Kontext – haben alle Dinge 2 Pole. So auch die Runen, die – wie die Uruz-Rune – sowohl zum Nutzen als auch für Schadenszauber genutzt werden konnten.
Uruz hat dabei eine definitiv naturmagische Funktion, so legen einige Runengedichte nahe, dass mit ihrer Hilfe auch Regen und Eis beschworen werden konnten – bis heute gilt dabei der Grundsatz, das Uruz einen verstärkenden Einfluss auf Manifestationen und Projektionen haben kann. Der Praktizierende wird daher weise wählen, wofür und in welcher Absicht (Intention) er die Kräfte der Uruz Rune tatsächlich beschwören und nutzen möchte – und welche Schattenaspekte seiner Selbst in der Botschaft des Krafttier Auerochse verborgen liegen könnten.
Aus meiner eigenen Erfahrung, vielleicht 2 Beobachtungen dazu: der wiederkehrende meditative Chant des Uruz-Runennamens kann in jedem Fall eine stark erdende, aber eben auch Libido steigernde Wirkung entfalten. Gerade im Frühsommer – die Zeit der Brunft der Auerochsen – würde ich jungen männlichen Anwendern empfehlen vielleicht etwas zurückhaltender mit dem Chanten des Runennamens der Uruz-Rune zu sein, ausgenommen natürlich in Situationen in denen eine zusätzliche Boosterung der animalischen Lendenkraft dezidiert erwünscht und sozial angemessen scheint.
Eine andere, positive Wirksamkeit besteht in Uruz auch als Schutzrune. Gerade in sich anbahnenden Konflikten, die augenscheinlich nicht deeskalierend gelöst werden können, kann die rechtzeitige Invokation der Uruz-Runenkraft eine auf den Gegner abschreckende Wirkung ausüben – da er sich energetisch dem angriffslustig die Hörner schwenkenden Auerochsen gegenübersieht – auch wenn er dies in der physischen Wirklichkeit vielleicht nicht bewusst wahrnimmt. Unbewusst bekommt er es mit – und wird selbst eher in die Defensive gehen. Denn der Auerochse war ein ehrfurchtgebietender Gegner mit dem niemand so leicht den Konflikt gesucht hat.