Mystica Analogiam
Die mystica analogiam basiert auf dem auch aus der Philosophie bekannten Prinzip der Analogie. Eine Analogie ist im Wesentlichen ein Vergleich mehrerer Operanden, und die In-Beziehung-Setzung verschiedener Sachverhalte. Der dabei grundlegende Gedanke, nutzt das Prinzip der Ähnlichkeit: Etwas, das im Kleinen nach einem bestimmten Grundsatz funktioniert, funktioniert umgekehrt auch im Grossen nach diesem Grundsatz oder zumindest ähnlichen Prinzipien.
Auf Analogien basierende Rede ist Rede über Verhältnismässiges, oder anders ausgedrückt: Einander entsprechendes. Klassisches Stilmittel dieser Rede ist das aus der neutestamentlichen Überlieferung bekannte Gleichnis. Gleichnisse sind Analogien im besten Sinne, weil sie uns durch das uns bekannte kleinere Geschehen in der materiellen Wirklichkeit Rückschlüsse auf das grössere Geschehen in der unsichtbaren, geistigen Welt ermöglichen. Die mystica analogiam geht aber über diese Ebene der Wissensvermittlung hinaus und versteht die ganze Welt, das ganze Universum als Offenbarung des Wesens Gottes oder als sichtbaren Ausdruck von Abläufen in der geistigen Welt.
Der Geist - das universelle Prinzip
Alles in der Welt ist von der Dimension des Geistes durchdrungen und nichts ist ohne Geist. Aber die Arten des Geister sind verschieden. Und so ist es erforderlich, dass der Mensch lernt zwischen Geist und Geist zu unterscheiden. Fakt ist, dass alles eine geistige Dimension hat und das Geistige unserer Welt mit der unsichtbareren Welt in einem wechselwirkenden Zusammenhang steht. Dieser übergeordnete geistige Zusammenhang führt also im Medium menschlicher Sprache ganz natürlich zur Entwicklung der Analogie, die doch nichts Anderes ist, als die kommunikative Entsprechung des wechselwirkenden Zusammenhangs zwischen Geist und Materie.
Von vielen Naturvölkern wissen wir, dass ihr Glaube und ihre Spiritualität von dem Prinzip der Ähnlichkeit durchdrungen waren. Die Maya manifestierten selbst Kriege der übernatürlichen Welt in ihrer materiellen Wirklichkeit – und gingen unter. Die Brückenfunktion der Analogie zwischen den Welten ist in dieser Hinsicht nicht gänzlich ungefährlich. Im Unterschied zur Magie ist sich die Mystik dieser Problematik bewusst und verzichtet deshalb auf eine bewusste Manipulation der geistigen Wirklichkeit. Der Mystiker handelt nicht fleischlich gesinnt auf der geistigen Ebene, sondern geistig gesinnt auf der materiellen Ebene – und transzendiert dadurch die Wirklichkeit. Er gibt sich dem Geist Gottes ganz hin und lässt diesen dem göttlichen Willen gemäss durch sich und an sich wirken. Mystik ist in diesem Sinne ein Transformationsprozess, der über das Medium der Analogie die materielle Welt auf eine geistige Schwingung bringt, die sich wie eine Segnung des Lichts über Zeit und Raum hinweg ausbreitet und so die geistigen Barrieren der materiellen Welt stückweise abträgt. Und am Ende? Da wird alles in allem eins sein. Dessen ist sich die Mystik gewiss. Und darauf wirkt sie hin.